SCHÄDEL X

SCHÄDEL X
2016

Schädel X / Skull X (Trailer)

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In den Kellern deutscher Universitäten und Museen lagern tausende Schädel aus aller Welt, oft aus den ehemaligen Kolonien. Zum überwiegenden Teil entstammen diese Schädel einem Unrechtskontext, sie wurden ausgegraben oder von den Leichen hingerichteter „Aufständischer“ abgetrennt und als Trophäe nach Deutschland verschickt. In anthropologischen Instituten betrieben Wissenschaftler Forschung an diesen Schädeln zur Untermauerung der Rassenlehre. Berlin wurde mit Rudolf Virchow und Felix von Luschan zum Zentrum der Schädelsammler.

100 Jahre später mehren sich Forderungen nach einer würdevollen Behandlung und Restitution dieser Schädel an die Nachfahren. Zögerlich beginnen Universitäten und Museen mit der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels ihrer Geschichte. Die erste offizielle Rückgabe von Herero- und Nama-Schädeln an Namibia entwickelt sich zum diplomatischen Desaster. Die Provenienzforschung gestaltet sich schwierig. In den wenigsten Fällen können die Schädel einem Individuum zugeordnet werden. Und es stellt sich die Frage, ob bei einer wissenschaftlichen Untersuchung zur Herkunft der menschlichen Überreste diese nicht erneut entwürdigt werden.

Ein Schädel bildet das Zentrum der Lecture Performance. Zwei biografische Geschichten kreisen um ihn. Sie führen von Tansania und Deutschland über Archive, Konsulate, Schlachtfelder und Labore durch die deutsche Kolonialgeschichte ins Innerste des eigenen Schädels. Mit (medizin-)historischen Dokumenten und O-Tönen verbinden sie sich zu einer Irrfahrt zwischen Wissenschaft, Politik und Theater.

Konzept, Recherche & Performance Konradin Kunze
Regie Sophia Stepf
Sound Design Andi Otto
Video Design Jürgen Salzmann
Technik Marcello Lussana
Produktionsleitung ehrliche arbeit - freies Kulturbüro & Helena Tsiflidis
Interviews mit Mnyaka Sururu Mboro, Isaria Anael Meli, Upendo Moshi & Gerhard Ziegenfuss

Eine Flinn Works Produktion in Koproduktion mit Sophiensæle Berlin. Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa, den Fonds Darstellende Künste e.V., das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und das Kulturamt der Stadt Kassel.

Vorstellungen: Sophiensaele Berlin (Kantine): 4. Mai 2016 (Premiere) sowie 5.-7. Mai  // Museum für Sepulkralkultur Kassel: 27. und 28. Mai 2016 // Landesmuseum Hannover: 5. und 6. November  2016 // Goethe-Institut Tansania, Daressalam: Januar 2017 // Im Rahmen des Performing Arts Festival Berlin: 15.-17. Juni 2017 im Tieranatomischen Theater der HU Berlin // Im Rahmen des MADE.Festival: Museum für Sepulkralkultur Kassel, 27. September 2017 /Theater im G-Werk Marburg 3. November 2017 / Kulturwerkwochen Schlüchtern 15. November 2017// Museum für Völkerkunde Hamburg: 16.1. und 18.1.2018 (gefördert von der Rusch-Stiftung) // Theater Bremen Brauhauskeller 19. und 21.1.2018 (gefördert von der Böll Stitung Bremen) // Im Rahmen des Freiburg Festival: E-WERK Freiburg 12. und 13. Juni 2018 // Im Rahmen der Konferenz DEAD IMAGES: University of Edinburgh, 30. Juni 2018 // Zeichensaal Uni Witzenhausen 08. September 2018 // Tieranatomisches Theater der HU Berlin: 26. Oktober, 03. und 09. November 2018 (gefördert von der Rusch-Stiftung) // Staatstheater Nürnberg: 16. und 17. November 2018, 19.30 Uhr // Württembergischer Kunstverein: 29. November 2019
 

Schädel X by Flinn Works

Presse

 
"Atmosphärisch dichter Doku-Krimi mit durchaus komischen Elementen"
 
"Kunzes Performance knüpft an eine aktuelle Debatte an. Künstlerische Interventionen wie Schädel X zeigen: das Sammeln, Forschen und Ausstellen von Körpern war nicht nur prägend für das Verständnis der ‚unterlegenen Rassen‘, es machte die Wissenschaft und das Ausstellen zu einer dominanten Kulturtechnik in der Begegnung mit dem anderen."
"The soothing melodies of Skull X are inseparable from the tumult around it, embodied by both the intricate, irretrievable context of its acquisition and the resounding significance of its repatriation. Despite its leading white-male narrator, Schädel X passes on postcolonial pleas for indemnity and atonement that should be heard at last. After an hour and a half of thrilling investigation, we still don’t know where the skull comes from. At least, its deathlike aesthetic has now become familiar, human."
 
'Der Schauspieler liefert eine ebenso eindringliche wie verstörende Performance. (...) "Schädel X" allerdings macht klar: Der Versuch, das Ungeheuerliche auszusitzen, wird scheitern. Nachfahren und politisch Engagierte wird man künftig auch dank der Arbeit von Flinn Works nicht mehr ignorieren können.'
 
'Kunze kommt mit den Mitteln der Kunst und des Theaters weiter als so mancher Provenienzforscher. Er stößt einen lange überfälligen Diskurs an.'