MAJI MAJI FLAVA

MAJI MAJI FLAVA
2016

Maji Maji Flava – The Making Of

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Das deutsch-tansanische Projekt nimmt den Maji Maji Krieg (1905-07) als Ausgangspunkt, einen der größten Kolonialkriege in der Geschichte Afrikas. Verschiedene Bevölkerungsgruppen im damaligen Deutsch-Ostafrika kämpften gegen die deutsche Gewaltherrschaft, vereint im Glauben an die Kraft des „Maji“ (Wasser). Die Prophezeiung des Maji Maji Kults lautete, die deutschen Gewehrkugeln würden sich in Wasser verwandeln. Im heutigen Tansania kennt jedes Schulkind diese Geschichte. Der Maji Maji Krieg wird dort als Meilenstein auf dem Weg zur Unabhängigkeit gefeiert, in Deutschland ist er kaum bekannt. Welche Parallelen gibt es heute zu diesem Krieg, der gleichzeitig Mythos, Legende, Tabu und historisches Ereignis ist?

Maji Maji Flava handelt von der Magie des Wassers und unverständlichen Verträgen, von musikalischen Kommunikations-Codes, Rassismus und Entwicklungshilfe und nicht zuletzt davon, wie man Kriege im Nachhinein glorifizieren oder unter den Teppich kehren kann. Die Performer*innen bilden eine Band: aus treibenden tansanischen Rhythmen und Liedern der kaiserlichen Schutztruppe entsteht eine musikalische Theater- und Tanzperformance. Deutsch changiert dabei mit Kisuaheli und Englisch, traditionelle Tänze treffen auf geopolitische Satire und Performance-Theater mischt sich mit dem neuesten Sound von Bongo Flava.

Performance Isack Peter Abeneko, Jan S. Beyer, Sabrina Ceesay, Konradin Kunze, Shabani Mugado, Lisa Stepf
Regie Sophia Stepf
Choreografie Isack Peter Abeneko
Musikalische Leitung Jan S. Beyer
Ausstattung Brigitte Schima
Assistenz & Dokumentarfilm Julia Gechter
Kompaniemanagement Helena Tsiflidis
Produktionsleitung 2016 ehrliche arbeit - freies Kulturbüro

Eine Flinn Works Produktion in Koproduktion mit Asedeva (Dar es Salaam) und Kooperation mit dem Staatstheater Kassel. Mit freundlicher Unterstützung von dem Goethe-Institut Tansania, dem Kulturamt der Stadt Kassel und der Vijana Vipaji Foundation.
gefördert im Fonds TURN der

Termine

Tif Staatstheater Kassel: 30.09.16 (Premiere), 20.15 h// 02.10.16, 20.15 h// 06.10.16, 11.00 h // 06.10.16, 20.15 h // 07.10.16, 11.00 h // 07.10.16, 20.15 h // 08.10.16, 20.15 h //
18.10.16, 20.15 // 19.10.16, 20.15 // 21.10.16, 20.15 // 22.10.16, 20.15
Sophiensæle Berlin: 13.10.16, 19.00 // 14.10.16, 19.00 // 15.10.16, 19.00
Tansania: 21.1. - TaSUba Bagamoyo (7 pm) // 24.1. - Daressalam International Academy (11 am) // 26.1. - House of Culture, National Museum Dar es Salam (11 am) // 27.1. - House of Culture, National Museum Dar es Salam (11 am and 7.30 pm) // 28.1. - House of Culture, National Museum Dar es Salam (7.30 pm)
Sophiensaele Berlin: 2.4 und 3.4.2019 (7.30 pm)

Presse

Zu den realpolitischen Folgen in Tansania im Februar 2017

'Als sich dann nach den Aufführungen in Daressalam das National Arts Council of Tanzania meldet, wird das Kunstprojekt mit Diskurseinladung zum Auslöser realpolitischer Entscheidungen: Die Produktion Maji Maji Flava habe eine Debatte im tansanischen Parlament entfacht, sagt man Lisa Stepf. Erstmalig werde diskutiert, ob Tansania Reparationszahlungen für die Verbrechen des Kolonialkriegs fordern und Deutschland um eine Anerkennung der Schuld bitten soll. Kurz darauf gibt Verteidigungsminister Hussein Mwinyi dann offiziell bekannt, dass er das Außenministerium gebeten habe, Verhandlungen mit der deutschen Bundesregierung aufzunehmen. »Maji Maji War in the spotlight«, titeln die Parliament News

Jürgen Zimmerer von der Universität Hamburg, der als Kolonialexperte und Afrika-Historiker derzeit von einer Diskussion zur nächsten jagt, ordnet die Entwicklung ein: »Das Stück kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Nachfahren der Herero in Namibia klagten kurz vorher. Die Produktion Maji Maji Flava hat dann in Daressalam den lokalen Funken zum globalen Trend geschlagen.« '

 
 
Kritiken
 
"Der Tatsache, dass sich dieser Kontrast bis in die Gegenwart gehalten hat, trägt dieses beeindruckende Theaterprojekt dadurch Rechnung, dass es das Publikum am Ende des Stückes wieder vor die Wahl stellt. Mit kluger Analyse, beeindruckender schauspielerischer Leistung und ungeschminkter Darstellung der Vergangenheit regt das Stück auch noch am nächsten Tag zu Diskussionen über Kolonialismus, Kollektivschuld und Geschichtswahrnehmung an."
 
"Kritisch karikierte das Flinn Works- und Asedeva-Team auch unsere Exotismen. Denn die Theatercrew stellte unseren Glauben an die heilende Wirkung von Flüssigkeiten in der Homöopathie auf die Probe. Absolventen entsprechender Lehrgänge, die Wasser vermengt mit Mikromengen natürlicher Substanzen als Schutzschild gegen Krankheiten verordnen, haben bei uns regen Zulauf, obwohl wir uns nicht vor dem Kugelhagel aus Maschinengewehren hiesiger Rüstungskonzerne schützen müssen, sondern oft nur vor einem Schnupfen. So holte das Stück das Publikum im Alltag ab und spiegelte ihm hiesige Magie, Exotismen und unser koloniales Erbe. (...)
Zu hoffen ist, dass auch die Verantwortlichen für die deutsche Außenpolitik diesen Stimmen folgen."
 
"Auf zahlreiche Aspekte rund um die koloniale Vergangenheit, tiefverwurzelten Rassismus und Neokolonialismus wird in „Maji Maji Flava“ angespielt. Dieses geschieht jedoch weder belehrend, noch moralisierend. Das Stück überrascht, lässt reichlich Raum für eigene Gedanken und Assoziationen und spielt mit der Verunsicherung der Zuschauer. Dazu, dass die deutsch-tansanische Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät, hat diese bewegende Produktion einen wichtigen und wertvollen Beitrag geleistet.
Viel schöner und ergiebiger kann ein Theaterabend kaum enden."